Pirna-Inline · Tagebuch

Die rechtsextremistische Skinheadszene im Landkreis Sächsische Schweiz macht in den letzten Wochen erneut durch Gewalttaten auf sich aufmerksam. So sind nach Mitteilung der Pressestellen des Netzwerkes Sachsen e.V. und der Aktion Zivilcourage im Landkreis binnen kurzer Zeit insgesamt 28 Personen Opfer rechter Gewalt geworden. Exakter konnte die Antwort auf den jüngsten Verfassungsschutzbericht nicht ausfallen, denn dieser stellt fest, dass die rechtsextremistische Skinheadszene im Landkreis Sächsische Schweiz einen deutlichen Schwerpunkt im Freistaat Sachsen darstellt. Zu einer ersten Gewalttat ist es am 13. April 2002 an der öffentlichen Feuerstelle auf den Pirnaer Elbwiesen gekommen. Einige Jugendliche im Alter von 15 – 19 Jahren hielten sich an der Feuerstelle auf. Plötzlich erschienen ca. 12 Angehörige der lokalen rechtsextremistischen Szene und provozierten die Jugendlichen. Die Opfer gingen den Anpöbeleien aus dem Wege, worauf sie von den Rechten angegriffen und einige...

... zusammengeschlagen worden sind. Ein Geschädigter erhielt starke Prellungen und Blutergüsse im Gesicht, anderen sind die T-Shirts zerrissen worden. In der Nacht zum 1. Mai 2002 ist es auf dem Neustädter Markt zu einem Überfall gekommen: Gegen 01.45 Uhr griffen fünf Rechte der dortigen Szene zwei Feuerwehrleute mit einem Totschläger an und verletzten sie an Kopf und Armen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten, Ebenfalls in dieser Nacht ist es zu einer tätlichen Auseinandersetzung in der Nähe des Antalya Döner-Imbisses in Pirna gekommen. Etwa 10 Jugendliche aus dem rechten Spektrum haben die Grill-Betreiber auch im Beisein der Beamten beleidigt und provoziert. Ein Jugendlicher zeigte den „Hitlergruß“ . Die Polizei griff ein und erteilte Platzverweise. Ein angetrunkener Mann leistete Widerstand und ist in Gewahrsam genommen worden. Am 3. Mai 2002, gegen 17.50 Uhr, ist ein 17jähriger Schüler von einem Rechten in Königstein angepöbelt, beleidigt und an ein Brückengeländer gedrängt worden. Der Bedrängte konnte sich befreien und in den ankommenden Bus flüchten. Am selben Tage, gegen 22.00 Uhr, hielten sich ca. 15 Jugendliche an den Pirnaer Elbwiesen auf. Kurze Zeit später erschienen etwa 20 Angehörige der rechtsextremistischen Szene und bedrängten die Jugendlichen. Auch diesmal verließen die Bedrängten die Feuerstelle, um weiterem Ärger aus dem Wege zu gehen. Drei Jugendlichen ist es hierbei nicht mehr gelungen, ihre Fahrräder mitzunehmen. Die Rechten verfolgten die Jugendlichen bis in Höhe des Kulturcafe’s „Geheimrad“, dann zerstreute sich die Gruppierung. Die drei Fahrradbesitzer stellten später fest, dass die Täter zwei Fahrräder beschädigt und eines in die Elbe geworfen haben. Noch in der selben Nacht ist es vor der Pirnaer Bibliothek zu weiteren Beschädigungen von Fahrrädern gekommen. Am Abend des 9. Mai 2002 zogen rechte Jugendliche am Wohnhaus einer Afro-Deutschen Familie in Heidenau vorbei, beleidigten diese mit rassistischen und menschenverachtenden Parolen und drohten das Haus anzuzünden. Die Familie verständigte die Polizei. Am 10. 5. 02, gegen 21.15 Uhr, sind fünf Jugendliche, darunter ein Mädchen und ihr Freund, im Ortskern von Schöna von einem Angehörigen der dortigen rechtsextremistischen Szene beleidigend angesprochen worden. Über Handy rief der Täter weitere Gleichgesinnte an, worauf sofort einige Moped-Besatzungen und bis zu fünf Fahrzeuge mit Insassen erschienen. Jetzt ging alles blitzschnell: Der das Paar Beleidigende schubste den Jugendlichen , worauf seine Freundin eingreifen wollte. Daraufhin ist sie von einer Täterin beleidigt und gewürgt worden, worauf sich die Angegriffene wehrte. Im weiteren Verlauf schlug die Täterin dem Mädchen mit dem Handrücken auf das Nasenbein. Die Nase blutete sehr stark. Während der Auseinandersetzung schauten die übrigen Rechten zu. Als die Verletzte schrie, flüchteten sie. Noch am nächsten Tag soll eine Anwohnerin am Tatort eine große Blutlache festgestellt haben. Am 25. Mai 2002, gegen 01.30 Uhr, sind auf der Grohmannstraße in Pirna zwei Jungen im Altern von 16 und 20 Jahren sowie ein Mädchen von mehreren rechtsgerichteten Jugendlichen und Jungerwachsenen angepöbelt und geschlagen worden. Die Angreifer sind vermummt gewesen und haben den männlichen auf dem Boden liegenden Opfern mit Springerstiefeln in Brust und Rücken getreten, das Mädchen erhielt mehrere Schläge ins Gesicht. Durch schnelles Eingreifen eines heraneilenden Jugendlichen und der Polizei ist einer der Täter sofort verhaftet worden. Im Verlaufe der selben Nacht haben sich zwei weitere Überfälle ereignet: Gegen 02.30 Uhr verfolgten und überfielen 5 Jungerwachsene der rechten Szene zwei Jugendliche auf ihrem Heimweg an der Schwimmhalle in Pirna. Eines der Opfer erlitt starke Prellungen im Gesicht und Schnittverletzungen an der Hand und ist im Krankenhaus behandelt worden. Zeugen alarmierten die Polizei, die einige Tatverdächtige festnehmen konnte. Wenig später ereignete sich der dritte Überfall dieser Nacht am Durchgang Schmiedestraße / Gerichtsstraße in Pirna. Mehrere Jugendliche sind von mindestens 5 Rechten angepöbelt und dann geschlagen worden. Auch diese Opfer haben Anzeige bei der Polizei erstattet. Elf rechtsextremistische Straftaten innerhalb weniger Wochen: ein alarmierendes und erschreckendes Resultat.