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I DON´T LIKE THE DRUGS BUT THE DRUGS LIKE ME

Süchte? Alkoholsucht, Drogensucht, Zigarettensucht, Magersucht, Kaufsucht, Spielsucht,...
Begriffe, die in letzter Zeit immer öfter in den Medien auftauchen. Man nimmt sie häufig in den Mund, vielleicht auch aus Spaß. Betroffene überspielen sie meist. Wird im Fernsehen etwas über die Gefahr von Alkohol, Drogen oder ähnlichem ausgestrahlt, greift man genervt zur Fernbedienung, die Zigarette in der anderen Hand, denkt: "Wer sowas unbedingt braucht..." und gießt sich das nächste Glas Bier ein. Doch schaut man genauer hin, ist erschreckend, wie die Zahl der Betroffenen, vor allem unter Jugendlichen, in den letzten Jahren gestiegen ist. "Hör doch einfach auf damit!" wird wohl der meistgenannte Vorschlag sein, aber: leichter gesagt als getan, denn die Gründe sind tiefgreifender und alleine schafft man es nur selten, aus so einem Teufelskreis herauszukommen, jedoch: Irrwege müssen nicht endlos sein.
Dies ist der Leitsatz vieler Suchtberatungsstellen, zum Beispiel der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Pirna, welche seit 1993 existiert.
Sicher erfordert ein Gang hierher viel Überwindung, aber der Erfolg ist schon fast garantiert. Alle Mitarbeiter machen Betroffenen  Mut, den Schritt zu wagen und man muss auch wirklich keine Angst haben. Hinter der dunkelgrünen Tür der Suchtberatung Pirna wird man von einer freundlichen Atmosphäre empfangen: Grünpflanzen, helle Zimmer. Die Räume sind behindertengerecht eingerichtet und die Türen sind schalldicht, denn Schweigepflicht ist für die Mitarbeiter das höchste Muss!
Neben den Büro- und Beratungsräumen gibt es einen Therapieraum, wo sich unter anderem eine Selbsthilfegruppe trifft. Zusätzlich existiert im Haus eine Wohneinrichtung für Patienten. Diese wird zur Zeit von 7 Männern genutzt, die 1 1/2 Jahre dort leben können, aber unbedingt clean bleiben müssen.
Neben einer kostenlosen Suchtberatung und -behandlung, der Vermittlung in Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlungen, der Begleitung und Betreuung in sozialen Fragen, der Unterstützung bei  Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen, einer Psychotherapie und Sozialhilfe (im Einzel- und Gruppengespräch), einer Kliniknachsorge und auch im Bedarfsfall einem Hausbesuch werden zusätzlich Präventationsveranstaltungen für Eltern und Multiplikatoren, Vermittlungen zu anderen sozialen Diensten und Informationen zu Suchterkrankungen angeboten. Gründe, um diese Einrichtung aufzusuchen, können sein: Probleme mit Alkohol, Medikamenten, illegalen Drogen oder Nikotin, Spielsucht, Essstörungen und vieles mehr. Selbstverständlich können sich auch Familienangehörige von Betroffenen, Freunde, Nachbarn und Kollegen an eine Suchtberatungsstelle wenden.
Und: obwohl dies eine evangelische Einrichtung im Rahmen des Diakonischen Werkes ist, wird unabhängig von Religion und Weltanschauung Hilfe geleistet.
Wer die Suchtberatungsstelle Pirna aufsuchen will, wendet sich an:

Suchtberatungs- und Behandlungsstelle
Schmiedestraße 2
01796 Pirna

Tel.: 03501 528646
Fax: 03501 464324
E-Mail: diakonie-pirna-sucht@t-online.de

Öffnungszeiten:
Montag und Donnerstag: 8.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 15.30 Uhr
Dienstag:8.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.00 Uhr
Freitag:8.00 bis 12.00 Uhr
und nach Vereinbarung

Ansprechpartner sind alle Mitarbeiter, von welchen eine telefonische Anmeldung empfohlen wird.

Im Interview mit dem Mitarbeiter Herrn Herrmann wurde viel Wissenswertes und Interessantes über Süchte und die Arbeitsstelle als Sozialarbeiter einer Suchtberatungsstelle gesagt.

Ist dieser Job eine starke seelische Belastung?

Ja, es ist manchmal eine starke seelische Belastung. Wir Mitarbeiter der Suchtberatung haben jedoch alle eine Fachausbildung als Sozialarbeiter oder Psychologe und zusätzlich eine Zusatzausbildung als Suchttherapeuten abgeschlossen, in denen auf Probleme der Überlastung und deren Abbau eingegangen wird. Darüber hinaus nehmen wir regelmäßig an Supervisionen teil. Das heißt, es kommt ein Fachmann von "Außen", mit dem wir über bestimmte Patienten und bestimmte Probleme unserer Arbeit sprechen und Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Da passiert ein Stück "Psychohygiene" zu unserer Entlastung. Es kann ja z.B. vorkommen, dass wir uns als Mitarbeiter einer sozialen Einrichtung Schuldgefühle machen oder uns ein Stück verantwortlich machen, dass der Patient weiter trinkt oder zum nächsten Gespräch nicht wieder kommt.

Es gibt in der Sozialarbeit ein Idealbild, dass die (Sucht)Berater oftmals nur Katalysatoren sein sollen, die versuchen, das Potenzial, das in den Patienten steckt, zu wecken und zu nutzen und relativ unverändert aus dem Prozess herausgehen. Wir haben es aber mit Menschen zu tun und sind selbst Menschen. Ein Stück Schutz bedeutet es schon, dass wir unsere Patienten mit Sie ansprechen, dass wir nur in Ausnahme in die Haushalte hinein gehen. Für meine Kolleginnen und mich bedeutet auch die eigene Familie einen sehr wichtigen Rückenhalt.

Welches ist der häufigste Grund, dass Sie aufgesucht werden?

Hauptsächlich kommen Patienten mit Alkoholproblemen, aber auch zunehmend Konsumenten illegaler Drogen. Es kommen Frauen mit Essstörungen und Personen, die mit Medikamenten, z.B. Beruhigungsmitteln, oder dem Rauchen Probleme haben. Auch Spieler fragen hier nach Behandlungsmöglichkeiten. Angehörige von Suchtpatienten bitten in unserer Einrichtung um Hilfe, insbesondere mit Fragen "Wie kann ich meinem Partner helfen, dessen Trinken oder Drogenkonsum mir Probleme bereitet, den Konsum zu beenden?" oder "Ist der Konsum schon problematisch?".

Kann man anonym bleiben?

Es ist möglich, dass die ersten 2-3 Gespräche anonym stattfinden. Am Telefon passiert das öfters, aber auch bei Patienten, die aus den verschiedensten Gründen sagen: Ich möchte nicht, dass etwas nach draußen dringt. Diese Personen können als Herr X oder Frau Y hierher kommen und Beratungsgespräche führen. Wichtig ist, dass die Beratung einer strengen Schweigepflicht unterliegt. Ich denke, dass es gerade bei den gesellschaftlichen Vorurteilen gegenüber Abhängigen wichtig ist, dass ich hier als Patient einen gewissen Schutz genieße, ohne dass ich Angst haben muss, dass meine Eltern, der Partner, die Polizei oder andere Behörden etwas von meinem Problem erfahren.

Wie sieht eigentlich die Arbeit einer Suchtberatungsstelle aus?

Die Beratung läuft zu Anfang hauptsächlich im Einzelgespräch und später im Gruppengespräch. Letzteres hat den Vorteil, dass ich mich im Austausch mit Gleichbetroffenen befinde, die das selbe Problem haben, wie ich. Ich kann dadurch z.B. von den Erfahrungen anderer Gruppenmitglieder profitieren, also bestimmte Wege, die anderen hilfreich waren, selbst ausprobieren. Die Gruppenarbeit ist ein wichtiges Element der Suchtarbeit. Viele Hilfeangebote finden in der Gruppe statt. Wir haben in unserer Einrichtung eine Vielzahl an Gruppen für die unterschiedlichsten Personenkreise und Problembereiche, z.B. eine Frauengruppe, eine Motivationsgruppe zur Therapievorbereitung, eine Therapiegruppe, eine Nachsorgegruppe für die Zeit nach der Therapie...

In den Einzelgesprächen geht es zunächst darum, eine tragfähige Beziehung zum Hilfesuchenden aufzubauen, sowie Informationen zum Problem, z.B. des Trinkens, zu sammeln und zu vermitteln. Es werden dem Hilfesuchenden Fragen zu den angenehmen und unangenehmen Seiten des Trinkens, zu Veränderungsabsichten, zu erwarteten Hindernissen für Veränderungen und zu vorhandenen Ressourcen gestellt. Meist haben sie ja schon Versuche unternommen, das Problem in den Griff zu bekommen. Was war dabei erfolgversprechend, woran scheiterte es? Es wird auch abgeklärt, ob es sich noch um einen sogenannten schädlichen oder bereits einen abhängigen Konsum handelt. In den weiteren Gesprächen geht es dann um eine gemeinsame Einigung über das Ziel der Beratung, z.B. eine Trinkpause oder Abstinenz. Das Erreichen des Zieles wird dann meist durch das Führen sogenannter Trinkprotokolle verfolgt. Im weiteren Verlauf werden dann die positiven und negativen Seiten der Veränderung besprochen bzw. welche weiteren Hilfestellungen für das Erreichen des Zieles notwendig sind.

Inwiefern sind Sie für eine medizinische Versorgung verantwortlich?

Die rein medizinische Versorgung gehört in den Bereich der Ärzte. Wir arbeiten eng mit den Fach- und Hausärzten im Landkreis und dem Krankenhaus zusammen. Wir bieten den Patienten Hilfen bei der Entscheidung über den künftigen Konsum an und ermutigen, bei der Entscheidung zu einer Alkoholabstinenz, die Hilfe des Arztes oder des Krankenhauses in Anspruch zu nehmen, wenn sie nicht aus eigener Kraft geschafft werden kann.

Der erste Schritt der Behandlung von Suchterkrankungen ist dann die sogenannte Entgiftung im Krankenhaus. Der zweite Schritt der Behandlung ist die sogenannte Entwöhnungsbehandlung. Diese findet in Suchtfachkliniken statt, in denen die Probleme, die zum Trinken führten, therapeutisch aufgearbeitet werden können.

Wie lange dauert eine Entwöhnung durchschnittlich?

Beim Alkohol dauert die Entwöhnungsbehandlung 16 Wochen und bei illegalen Drogen ½ bis ¾ Jahr, im Einzelfall auch bis 1 Jahr. Die Antragstellung für die Entwöhnung wird bei vorliegender Therapie- und Abstinenzmotivation von unserer Einrichtung gemeinsam mit dem Patienten übernommen.

Wer übernimmt die entstehenden Kosten?

Die Kosten für die Entgiftung übernimmt in der Regel die Krankenkasse, bei Sozialhilfeempfängern der übergeordnete Träger der Sozialhilfe, der Landeswohlfahrtsverband. Die Kosten der Entwöhnung werden in der Regel von der Rentenversicherung getragen, bei Rentnern ist die Krankenkasse zuständig, bei Jugendlichen ist die Zuständigkeit durch uns genauer zu klären. Mögliche Kostenträger sind die Krankenkasse der Eltern, das Jugendamt oder die Rentenversicherung.

Die Arbeit der Suchtberatung ist als eine kommunale Pflichtaufgabe zur Sicherung der Basisversorgung der Bevölkerung durch den Landkreis und das Land zu je gleichen Teilen finanziell zu tragen. Dies geschieht als Fachkraft- und Sachkostenförderung. Der Träger der Beratungsstelle beteiligt sich an der Finanzierung durch Eigenmittel.

Wodurch wird meist eine Sucht ausgelöst?

Das ist eine schwierige Frage, zu der es unterschiedliche Erklärungsansätze gibt. Ein wichtiger Aspekt aus meiner Erfahrung ist bei der Suchtentwicklung der Punkt, dass dem Suchtmittel vom Konsumenten eine Bedeutung gegeben wird, die ihm eigentlich nicht zukommt. Zum Beispiel: Alkohol ist ein sozial akzeptiertes Genussmittel, das wenigen schönen Stunden, zum Genuss, vorbehalten sein sollte. Wenn Alkohol als Seelentröster eingesetzt wird oder regelmäßig aus Gewohnheit getrunken wird, dann ist die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung sehr hoch. Insgesamt kann ich sagen, wenn ein Suchtmittel eine bestimmte Funktion bekommt, die durch angemessenes Verhalten oder durch Hilfe anderer vermieden werden könnte, wird eine Sucht mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgelöst.

Stimmt es, dass viele sich ihre Sucht nicht eingestehen wollen?

Gesellschaftlich hat der Konsum, insbesondere der legalen Drogen, wie Alkohol und Nikotin einen relativ hohen Stellenwert. Das Bierchen nach Geschäftsabschlüssen, Wein und Sekt zu Feiern... Insbesondere bei Männern werden die, die in der Clique viel vertragen, mit trinken statt sich abzugrenzen hoch geschätzt. Der Konsum wird lange Zeit in der Clique, im Bekanntenkreis hoch geschätzt. Sobald es zu jedoch zu Problemen, zu einer Abhängigkeit kommt, ist die Person dann Ablehnung und Abwertung, Begriffen wie "Weichei" ausgesetzt. Da fällt es oft schwer, sich einzugestehen: "Ich hab ein Problem, ich brauche Hilfe, ich schaffe es nicht allein." Aus meiner Erfahrung führen insbesondere Schuld- und Schamgefühle, die Angst vor Ausgrenzung dazu, sich erst spät einzugestehen, ein Suchtproblem zu haben.

Wie kann man sich anfangs, wenn eine Sucht am Entwickeln ist, notfalls selbst "aus der Patsche" holen?

Wichtige Signale, dass ich mich in die Patsche begebe, sind z.B. die Einengung des Verhaltens bei Problemen auf den Konsum des Suchtmittels, der Rückzug aus tragenden sozialen Bindungen, die Einengung der Kontakte auf die konsumierende Clique, die Vernachlässigung von Interessen und Freizeitbeschäftigungen.

In der Suchtarbeit gibt es ein Bild: Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Man kann das so beschreiben: Es ist schwer sich allein aus dem Sumpf zu ziehen. Ein Spruch aus der Selbsthilfe von Alkoholikern, den wir unseren Patienten mitgeben, ist: "Du schaffst es, aber du schaffst es nicht allein!". Es ist wichtig, wenn jemand das Gefühl hat, der Konsum eines Suchtmittels entgleitet ihm, dann auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das könnte der Arzt des Vertrauens sein, das könnten Freunde sein, von denen man erwartet, dass sie meinem Problem Verständnis entgegenbringen. Oft ist es leichter, die Beratungsstelle aufzusuchen, in der Begleitung vertrauter Personen.

Was schätzen Sie, wie viele Leute im Umkreis von Pirna unter einer Sucht leiden?

Das ist für den Landkreis schwer zu sagen. Die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) geht in ihrem Jahrbuch 2001 von schätzungsweise 1,6 Millionen Alkoholabhängigen und 1,5 Millionen Medikamentenabhängigen aus. Zusätzlich werden 2,7 Millionen Menschen geschätzt, die durch Alkohol körperlich und sozial geschädigt wurden. Von illegalisierten Drogen seien in Deutschland 100.000 bis 150.000 Menschen abhängig. 6,8 Millionen Menschen seien vom Tabak abhängig. Zu bedenken ist, dass da meist auch eine Familie "dranhängt", das heißt ein Vielfaches an Menschen sind von einer Sucht betroffen.

Der Anteil an Suchtkranken im Landkreis Pirna dürfte genau so hoch sein wie in Deutschland.

Danke fürs Interview.

Das Interview führte Uffel Streichelberg für "Pirna Inline" und "Erlpeter".

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